Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 Vertigo
Werk von François Morellet

Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970

»Op Art: Bilder, die das Auge attackieren« – so beschrieb der Kunstkritiker Jon Borgzinner 1964 im Time Magazine die neue Kunstrichtung, die sich seit Mitte der 1950er-Jahre als europäische Bewegung in verschiedenen Ländern entwickelt hatte.

Die Op Art unterscheidet sich von den traditionellen Herangehensweisen der Kunst, indem sie nicht mehr Inhalte transportiert, sondern sich auf extreme Wirkungen fokussiert. Geometrische, vibrierende Muster, insbesondere Spiralen, optische Kippeffekte und verzerrte oder zu Moirés überlagerte Raster sind nur einige der Mittel und Strategien, welche diese Kunst in Bildern, Objekten, Erfahrungsräumen und Filmen zur Anwendung bringt. Als raumerweiterndes Medium tritt das Licht in unterschiedlichsten Formen auf. Die Kunstwerke der Op Art zielen auf eine gesamtkörperliche Erfahrung, die bis zu einer sensorischen, Schwindel erregenden Überforderung reichen kann. Auf diesen Aspekt verweist der Titel »Vertigo«, der Alfred Hitchcocks berühmten Film von 1958 entlehnt ist.

Die Ausstellung setzte erstmals Op Art mit Kunstwerken des 16. bis 18. Jahrhunderts in Beziehung, in denen vergleichbare Verfahren der Sinnesmanipulation eine Rolle spielen. Die von der Op Art vollzogene Abkehr von Harmonie und Ausgewogenheit zugunsten von Irritation, heftiger Effekte und Täuschung entspricht einem Wandel vom Klassischen zum Antiklassischen – wofür der Manierismus als epochenübergreifender Begriff steht. Entsprechend wurde in der Ausstellung die Op Art als Manierismus der konkreten Kunst des 20. Jahrhunderts begriffen.

Kurator:innen Eva Badura-Triska (mumok), Eva-Marina Froitzheim (Kunstmuseum Stuttgart), Markus Wörgötter (freier Kurator)
Wissenschaftliche Assistenz Elisabeth Kuon
In Kooperation mit mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Gefördert durch Trumpf
Vorherige Station mumok (25. Mai – 26. Oktober 2019)

Künstler:innen

Josef Albers, Giovanni Anceschi, Richard Anuszkiewicz, Marina Apollonio, Alberto Biasi, Hartmut Böhm, Martha Boto, Gianni Colombo, Carlos Cruz-Diez, Dadamaino, Gabriele De Vecchi, Lucia di Luciano, Marcel Duchamp, Giovanni Galli-Bibiena, Gerhard von Graevenitz, Franco Grignani, Matthias Grünewald, Brion Gysin, Adolf Luther, Enzo Mari, Almir Mavignier, Francesco Mazzola gen. Parmigianino, Claude Mellan, François Morellet, Lew Nussberg, Ivan Picelj, Giovanni Battista Piranesi, Guido Reni (Umkreis), Vjenceslav Richter, Bridget Riley, Dieter Roth, Nicolas Schöffer, Erhard Schön, Jesús Raphael Soto, Aleksandar Srnec, Kerry Strand, Abbott Thayer, Grazia Varisco, Victor Vasarely, James Whitney, Ludwig Wilding u.a.